Während meiner Wanderung "Laufbahncoaching von Frau zu Frau on the move" erreichte ich nach einigen Tagen Aarau, eine Stadt, die mir durch meine erste Stelle als Sozialarbeiterin bei einem Hilfswerk in Aarau besonders ans Herz gewachsen ist. In der malerischen Altstadt stiess ich auf ein ungewöhnliches Schwätzbänkli mit der Aufschrift "zäme sitze-zäme rede". Interessanterweise meiden die Passanten diese Bank. Ich fragte mich, ob dies mit der direkten Aufforderung zum Sprechen zu tun hatte und ob dies auf mein Wanderkonzept und mein Plakat auf dem Rucksack mit der Aufforderung mich anzusprechen übertragbar war.
Das "Schwätzbänkli" bleibt unbesetzt
Voller Vorfreude auf das Wiedersehen mit einer Freundin, die mich auf einem Teilstück der Wanderung begleiten wollte, erreichte ich Aarau. Eine verregnete Wanderung von Gretzenbach her kommend hatte mich ermüdet, aber ich wollte den Moment in dieser charmanten Stadt geniessen. Als ich mich auf einer der Parkbänke im Zentrum der Altstadt ausruhen wollte, fiel mir etwas Ungewöhnliches auf - fast alle Bänke waren besetzt, bis auf eine: das sogenannte "Schwätzbänkli". Auf diesem stand mit grossen roten Lettern gut lesbar: "zäme sitze - zäme rede". Seltsamerweise mieden die Passanten die Bank und ich fragte mich, woran das liegen könnte. War es die Angst vor einem Gespräch mit Fremden oder die Zurückhaltung, den ersten Schritt zu machen? Ich entschied mich dennoch, meinen Rucksack so zu platzieren, dass das Plakat mit der Aufschrift "Sprich mich an und erlebe dein Laufbahncoaching für Frauen on the move" nicht sichtbar war. Vielleicht wirkte es sonst zu offiziell oder gar aufdringlich und war zu viel des Guten, so dachte ich mir.
Die folgende knappe Stunde auf dem "Schwätzbänkli" wurde zu einer Art sozialem Experiment. Trotz des Platzmangels wollte sich niemand zu mir setzen und ein Gespräch beginnen. Diese Erfahrung irritierte mich, doch als ich schliesslich aufstand und mich auf einer anderen Bank ohne Aufschrift in der Nähe des Bahnhofs niederliess, änderte sich plötzlich alles.
Noch immer ohne Plakat am Rucksack wurde ich plötzlich von den Passanten auf meine Wanderausrüstung und meine Absichten angesprochen. Nach anfänglichem Zögern zeigte sich Interesse an meinem Wanderprojekt und der Absicht auf dem Weg Laufbahncoachings für Frauen unter freiem Himmel anzubieten. Die Neugier siegte offenbar über die anfängliche Zurückhaltung. Was war der Unterschied? Weshalb hatte sich niemand zu mir auf das "Schwätzbänkli" gesetzt und wollte dort mit mir ins Gespräch kommen? Eine finale Antwort habe ich noch nicht gefunden. Womöglich ist es die unverbindliche Kontaktaufnahme, die für Gespräche manchmal notwendig ist, um authentische Verbindungen zu schaffen und offener auf andere zuzugehen.
Diese Erkenntnis stärkt meine Überzeugung für das Projekt "Laufbahncoaching für Frauen on the move". Die Idee, auch ausserhalb der Beratungsräume spontane und persönliche Coaching-Erlebnisse zu ermöglichen, gewinnt an Bedeutung. Die Ungezwungenheit und Freiheit sich in einem informellen Rahmen zu begegnen, eröffnet neue Möglichkeiten und einen erleichterten Zugang, wahrscheinlich aber ohne die visualisierte Aufforderung zum Gespräch. Fortan entschied ich mich, inkognito und ohne Anschrift auf meinem Rucksack unterwegs zu sein. Und siehe da, die spontane Kontaktaufnahme war plötzlich da.
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